Blitzschutz

Die 5 Säulen des Äußeren Blitzschutzsystems (LPS)  Quelle: Dehn

Blitzschutz behandelt den Schutz gegen physikalische Schäden und vor Verletzungen von Lebewesen durch Berührungs- und Schrittspannungen in und in unmittelbarer Nähe einer baulichen Anlage. Als hauptsächliches und wirkungsvollstes Mittel zum Schutz von baulichen Anlagen gegen physikalische Schäden wird das Blitzschutzsystem (LPS) betrachtet. Es besteht gewöhnlich sowohl aus einem äußeren als auch einem inneren Blitzschutzsystem.

 

Ein äußeres Blitzschutzsystem wird vorgesehen, um:
a) einen Blitzeinschlag in die bauliche Anlage abzufangen (mit einer Fangeinrichtung);
b) den Blitzstrom sicher in Richtung Erde abzuleiten (unter Verwendung einer Ableitungseinrichtung);
c) den Blitzstrom in der Erde zu verteilen (unter Verwendung einer Erdungsanlage).
Ein inneres Blitzschutzsystem verhindert eine gefährliche Funkenbildung innerhalb der baulichen Anlage entweder durch Anwendung des Potentialausgleichs oder eines Trennungsabstands (und damit einer elektrischen Trennung) zwischen den Bauteilen eines äußeren Blitzschutzsystems und anderen elektrisch leitenden Elementen innerhalb der baulichen Anlage.
Hauptsächlich werden Schutzmaßnahmen gegen Verletzungen von Lebewesen durch Berührungs- und Schrittspannungen vorgesehen, um:
1) den gefährlichen Stromfluss durch Körper durch Isolierung freiliegender leitender Teile und/oder durch Erhöhung des spezifischen Widerstands der oberen Bodenschicht zu verringern;
2) das Auftreten gefährlicher Berührungs- und Schrillspannungen durch physikalische Absperrungen und/oder Warnhinweise zu verringern.

 

Bereits in der Entwurfsphase einer neuen baulichen Anlage sollten Art und Anordnung eines Blitzschutzsystems sorgfältig berücksichtigt werden, dabei sollte der größte Nutzen aus elektrisch leitenden Teilen der baulichen Anlage gezogen werden. Das erleichtert die Konstruktion und die Ausführung einer integrierten Installation, der ästhetische Gesamteindruck wird verbessert und die Wirksamkeit des Blitzschutzsystems kann mit geringsten Kosten und geringstem Aufwand erhöht werden.
Wenn die Bauausführung auf dem Baugelände begonnen hat, kann der Zugang zum Erdboden und eine geeignete Nutzung der Stahlbewehrung des Fundamentes zur Schaffung einer wirksamen Erdung bereits nicht mehr möglich sein. Deshalb sollten der spezifische Bodenwiderstand und die Bodenbeschaffenheit auf einer möglichst frühen Projektierungsstufe berücksichtigt werden. Diese Informationen sind für die Konstruktion einer Erdungsanlage grundlegend und können die Projektierung des Fundaments der baulichen Anlage beeinflussen.
Damit das beste Ergebnis bei geringsten Kosten erreicht wird, sind regelmäßige Beratungen zwischen den Planern und Errichtern des Blitzschutzsystems, den Architekten und Bauunternehmern wichtig.
Wenn Blitzschutz an einer bestehenden baulichen Anlage nachzurüsten ist, sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um sicherzustellen, dass der Blitzschutz den Grundsätzen dieser Norm entspricht. Bei der Planung der Art und Anordnung des Blitzschutzsystems sollten die Gegebenheiten der bestehenden baulichen Anlage berücksichtigt werden.

Blitzschutz einer PV-Dachanlage  Quelle: etz

Planungsmethode


Das Blitzkugel-Verfahren ist das für die meisten Anwendungsfälle blitzphysikalisch korrekte, seit Jahrzehnten erprobte  weltweit anerkannte und z.B. in der DIN EN 62305-3 normativ verankerte Verfahren zur Planung der Fangeinrichtungen von Blitzschutzsysteme für bauliche Anlagen; es basiert auf dem elektro-geometrischen Modell (EGM).  Für unterschiedliche Anforderungen an ein Blitzschutzsytem werden vier Blitzschutzklassen definiert, die sich im anzusetzenden Radius der Blitzkugel unterscheiden. Dieser beträgt zwischen 20 m und 60 m und ist ein fester Wert, der nur von der vorgegebenen Blitzschutzklasse abhängig ist.


Danneben gibt es noch zwei weiter Planungs-Verfahren:

das Schutzwinkelverfahren für einfache Gebäudestrukturen jedoch begrenzt auf Höhen und das Maschenverfahren zum Schutz von ebenen Flächen.


Verfahren von Fangeinrichtungen    Quelle: Blitzplaner Dehn

Beispiel: Blitzkugelverfahren um Einschlagpunkte zu lokalisieren


Getrennter Blitzschutz

 

Definition

Um eingekoppelte Blitzströme in die bauliche Anlage z.B. über Dachaufbauten zu vermeiden, ist ein getrennter Blitzschutz zu prüfen. Voraussetzung ist die Einhaltung von Trennungsabständen.

 

Die Anordnung besteht aus:

  • Getrennt stehende Masten oder Isolierstützen mit Fangstangen oder        Fangleitungen als Fangeinrichtung unter Beachtung des Trennungsabstandes
  • Getrennte Ableitungen unter Beachtung des Trennungsabstandes und der
  • Erdungsanlage

 

Beispiele hierfür sind schwerpunktmäßig Sonderbauten wie z.B. explosivstoffgefährdete Bereiche oder auch Dächer mit weicher Bedachung.

 

Getrennter Blitzschutz mit konventionellen Blitzschutzmaßnahmen

Um den notwendigen Trennungsabstand einzuhalten, kommen i.d.R.  Isolierstützen mit üblichen Längen von 0,67m (entspricht einer Luftstrecke von 0,47m), isolierte Distanzhalter sowie freistehende Fangstangen, sogenannte Dreibeinstative zum Einsatz.  

 

Getrennter Blitzschutz mit hochspannungsfesten isolierten Leitungen

Für die Realisierung getrennter Blitzschutzmaßnahmen stehen seit einigen Jahren hochspannungsfeste isolierte Leitungen zur Verfügung. Unter Berücksichtigung der physikalischen Rahmenbedingungen und der strikten Einhaltung der Hersteller Installationsanleitungen sind äquivalente Luftstrecken und damit ein Trennungsabstand in Luft bis zu 0,9 m möglich. Die physikalisch richtige Installation erfordert jedoch speziell geschulte  Blitzschutz-Fachkräfte.